Dienstag, 8. März 2011

Neujahr

Bei meinem Bruder gibt es eine nächtliche Zusammenkunft. Was sich da in Haus und Garten schart, müssen um die 40 Leute sein. Es gibt genug zu trinken. Mit heiterer Miene beginne ich mich zu benebeln. Eine Blonde, die ich flüchtig von der Arbeit kenne, drängelt sich in meine Nähe und beginnt ungemütlich zu werden. Ich kann mich kaum erinnern, was sie alles gesagt und gefragt hat. Angeblich bin ich nicht wie "die Anderen" sondern faszinierend. Das zieht sich hin. Sie versteht höfliches Ausweichen nicht.
"You can still walk away from this", gebe ich ihr zu verstehen. "I don't enjoy hurting people, but I will, if I have to." Köpfe drehen sich in unsere Richtung. Einige der Frauen schauen verständnislos drein und ich beginne, genervt zu werden. Eine von ihnen nehme ich beiseite, eine dämliche, voreingenommene Möchtegern-Emanze und hetze sie auf meine Verfolgerin. Darauf vertrauend, dass sie mich schlecht genug machen wird, lasse ich die Szene hinter mir und begebe mich an den Fuseltisch, wo ich mir nach der Tortur mehrere Schnäpse einfahre.

Neben mir findet sich eine große Rothaarige ein, und ich bin etwas angetan. Wir trinken etwas zusammen, ich mag ihre Stimme. Sie ist reichlich angeheitert und schwankt erheblich. Irgendwann greife ich sie mir und halte sie fest. Sie wirft sich mal mit frontal, mal mit dem Rücken gegen mich und scheint überhaupt mit der Lage der Dinge keineswegs unzufrieden zu sein. Ich fühle ihren Arsch an mir reiben und ihre Titten drücken sich durch mein Hemd. Um uns herum schafft man Platz. Irgendeine alberne Streiterei folgt und sie funkelt mich kampflustig an, ich sehe, dass sie grünblaue Augen hat.
Da ist der Eröffnungskuss, direkt vor mir, ich kann ihn haben. Es trifft mich wie ein Blitz.

Mir wird klar, dass ich nicht jahrelang allein war, weil ich traumatisiert bin oder dergleichen. Ich habe tatsächlich einfach kein Interesse. Keine Lust. Kein Bedürfnis.
Die Szene verliert sich. Ich fange an, mich richtig zu besaufen. Als ich wieder klar im Kopf werde, ist es gegen 6 Uhr morgens und ich laufe irgendwo in der Stadt umher. Es dauert eine Weile, bis ich weiß, wo ich bin.

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Ian Mcewan
Atonement

Sounds


Black Autumn
Rivers of Dead Leaves


Ohne wieder einmal verlegt zu werden, und soweit ohne größere Eruptionen, existiert der Äußere Himmel an diesem Ort für den bisher längsten zusammenhängenden Zeitraum. Dies ist seine Geschichte.

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