Mittwoch, 16. Juni 2010

Am Fluss

Am Sonnabend ist eine Themenparty angesetzt, das Thema ist Tier- und Pflanzenwelt. Gastgeberin ist die Katzenmami, die Geburtstag hat. Es gibt massig zu essen und zu trinken, wie immer, wenn draußen in Schwartzfels gefeiert wird. Die Nacht vergeht in einem einzigen Rausch. Ich probiere jeden Salat, jedes Essen, das mitgebracht wurde, vertilge Unmengen Grillfleisch und verbringe so gut wie keinen Moment ohne Getränk in der Hand. Frühmorgens verschwinden die Gäste im Dunkel und nur ein paar Wenige bleiben um die Feuerschale versammelt.

Um fünf Uhr morgens bei unwirklich weißem Licht wird der Grill wieder angeheizt und dicke Steaks und Eier bilden das Frühstück. Ich trinke weiter und beschließe, nicht im Taxi mitzufahren. Der Sonnenaufgang ist wunderbar und mein Rückweg wird mich am Fluss entlangführen. Ich nehme mir noch zwei Flaschen Bier mit und mache mich gegen sechs auf den Weg.
Die alten Steinhäuser mit ihren alten hohen Fenstern in Schwartzfels weichen bald der Linden- und Ahornallee am Wasser. Es ist vielleicht um sieben Uhr morgens, keine Menschenseele begegnet mir.

Am anderen Ufer liegt ein Frachter am Dock, aus seinem Bauch dröhnt es herüber. Ein Schäferhund kommt auf mich zu gelaufen, er hat ein Halsband um, aber niemanden bei sich.
"Hey there", begrüße ich ihn und er leckt mir die Hände, bevor er weiterläuft. Ich balanciere auf den Ufersteinen, auf einer Treppe am Wasser setze ich mich in die Morgensonne und öffne das letzte Bier. Das Licht ist warm, das Wasser liegt still, ein Schwarm daumennagelgroßer Fische verharrt zu meinen Füßen.

Es ist so still und friedlich hier draußen. Wie gern würde ich mich jetzt einfach in das Gras der Uferböschung legen und schlafen, über mir nur die Baumkronen. Es ist schön hier und niemand sonst ist da, und ich bin so müde und betrunken.
Ich beende mein Bier und zwinge mich hoch. Weiter. Erst, wenn ich in meinem Bett liege. Es dauert noch eine Stunde, bis ich in der City bin. Es ist noch immer früh für einen Sonntag. Die Straßen sind leer und ruhig, kein Wind geht und die Sonne ist warm.
Und für einen Moment ist es, als hätte ich die Stadt ganz für mich allein.

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Ian Mcewan
Atonement

Sounds


Black Autumn
Rivers of Dead Leaves


Ohne wieder einmal verlegt zu werden, und soweit ohne größere Eruptionen, existiert der Äußere Himmel an diesem Ort für den bisher längsten zusammenhängenden Zeitraum. Dies ist seine Geschichte.

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